Samstag, 3. Juni 2006

Tee

Calle bemerkte:


Obwohl der harte Kern der Pappelheimer nur aus fünf Kerlen besteht, die altersmäßig längst raus aus der Pubertät sind, die meisten sich auch schon über 15 Jahre kennen, so sind doch schwerwiegende Konflikte bei der Donnerstagabendgestaltung immer wieder Störquellen der hochgeschätzten Harmonie. Auch unerwartetes Winterwetter am metereologischen Sommeranfang, sowie Diskrepanzen beim geplanten Rasenmäherkauf als auch bei der Grunstückspflege lassen sich am besten mit einer Teezeremonie beilegen.

Ursprünglich waren wir ja Kuhle-Wampe. Außer vom Sozialismus geprägt von Sozialpädagogik,  Frauen-Power und ähnlichem Mumpitz. Es gab Mitglieder, denen wurde nachgesagt, sie würden ihre  Unterhosen batiken. Beim Streit war ein geflügeltes Wort:"Hol die Handpuppe raus und koch Jasmintee."(mit  Jasminblüten vermischter Grüntee) Handpuppen sind ein Problem. Meine Frau (die sinn total edel, die hat die  Christa(seit 12 Jahren verschollen) für die Hanna gemacht!) rückt keine mehr raus, ich kenne keinen, der  welche hat und kaufen mag ich nicht. Aber Tee ist kein Problem. Den hab ich immer zu Hause. Manchmal auch Jasmintee. Wenn nicht gibt's den in meinem Dorf zu kaufen. Jasmintee ist auch nicht so wichtig. Es sollte  grüner Tee sein. Zur Not auch schwarzer.
Niemals Beuteltee.


Ich packe also Donnerstags zur Pappelzeit in mein Picknickkörbchen:
-ein bis zwei Sorten losen Tee (zB Lung Ching, Biluochun, Maofeng, Maojian, Guapian oder Gunpowder)
-den Wasserkocher
-das Thermometer
-das Stövchen
-Teelichte
-Teefilter
-Tassen(die Pappeltassen sind nicht immer gespült -pfui, Ralf!)
-die Teekanne
-eins oder mehrere Messer(tut hier nichts zur Sache)
-ev. Gebäck
-ev. MP3-Player mit entsprechender Musik, z.B. Molom.

Grüner Tee sind die Blätter
des Teestrauchs (Thea sinensis), die gleich nach dem pflücken,
bzw. leicht gewelkt, kurz gedämpft, und dann vorsichtig
getrocknet werden. Schwarzer Tee wird fermentiert. In den
Ursprungsländern der Teezeremonie wird der erste kurze Aufguss
des Grüntees, und damit die meisten wertvollen Inhaltsstoffe,
weggeschüttet, der zweite länger gezogene Aufguss wird
getrunken. Der Tee ist dadurch gereinigt und schmeckt harmonischer.
Diesen Unfug machen wir nicht. Wir trinken den ersten Aufguss. Das
köstliche Reinheimer Leitungswasser wird hierzu im vorher mit
Essig gereinigtem, mehrfach klar gespülten Wasserkocher
sprudelnd gekocht, um es dann auf ca.60-80°C abkühlen zu
lassen. Faustregel: Je edler und feiner der Tee, desto kälter
sollte das Wasser sein. Kochendes Wasser macht die meisten Grüntees
bitter bis zur Ungeniesbarkeit und genau die soll er den
Pappelbrüdern ja austreiben. Da wir am Pappeltag meist erst um
20.30h losfahren, wenn Jürgen mit Schulaufgaben und
Einkaufszettelformatieren fertig ist, steht der Uhrzeiger nach dem
Tee kochen meist schon auf 22.00h. Dann ist Ralf müde und geht
hoch, Winner muss eh heim, Jörg döst und der Rest verlässt
die Pappelstube, in der es mitlerweile bestialisch nach kubanischem
Stumpenqualm und Callepubs stinkt.


Keiner denkt mehr, dass wir irgendwann
einen Konflikt hatten. Alle sind glücklich und zufrieden.

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