Dienstag, 18. April 2006

Von der Reife zur Verschlüsselung Rauchwaren

Rauchwaren

Jürgen bemerkte:

Zigarren müssen reifen. Vor allem denen aus dem real existierenden Sozialismus in der Karibik sagt man ein besonderes Reifepotential nach. Es ist wie beim Wein: ein junger roter aus dem Bordeaux ist spitz, kantig, ja manchmal sogar aggressiv. Nach längerer Reifezeit aber wird ein guter "Roter" milder, ausgewogener und harmonisch.
Ähnlich verhält es sich mit Zigarren, jedoch ist das Reifen nicht mit dem Fermentieren zu verwechseln. Das Fermentieren ist ein Prozess den der Tabak absolviert bevor der rauchbare Stumpen entsteht.

Beim Reifen der fertigen Zigarre werden überschüssige Blattöle abgebaut, die Zigarre entwickelt einen harmonischeren Geschmack und letztendlich brennt sie meistens auch besser ab. Dies ist ein kontinuierlicher biologischer Prozess, ein bis zwei Jahre sollte er mindestens dauern, je länger, desto besser. Natürlich gibt es auch eine Grenze wann der Gipfel überschritten ist. Zigarren aus vorrevolutionärer Zeit (Revolution in Cuba: am 2. Dezember 1956 landeten 82 Freiheitskämpfer auf Cuba. Nur drei Jahre später stürzt die inzwischen zu Tausenden zählende kubanische Freiheitsarmee die Diktatur Bastistas) werden zwar zu astronomischen Preisen gehandelt, kaum jemand kommt allerdings auf die Idee die alten Dinger zu rauchen.
Durch einen glücklichen Umstand erstand ich aus einer Geschäftsauflösung zwei Kisten ältere, sprich gereifte Zigarren aus Cuba. Die Frage stellte sich: wie alt sind die Dinger? Beim Roten aus dem Bordeaux, - kein Problem: steht ja groß auf dem Etikett. Doch was machen unsere cubanischen Freunde? Drucken von Hand einen Stempel auf die Unterseite der Kiste mit vermeintlich willkürlich aneinandergereihten Buchstaben. Eine Art Geheimcode, hinter der sich Jahr und Monat der Herstellung, sowie der Name der Fabrik verbirgt, in der sie gerollt wurden.
Das sieht dann bei meinen zwei Kisten so aus: TENCCUT und OMOSSU
Womit die Cubaner allerdings nicht rechneten, war die weltumspannende Verbreitung eines Computernetzes, wo einige "Verräter" die Entschlüsselung der Codes für jedermann zugänglich machten. Dank Internet läßt sich also heute leicht entschlüsseln was früher nur in speziellen Fachbüchern zu recherchieren war. Die cubanische Zigarrenindustrie hat mittlerweile ihre Schlüsse daraus gezogen und stempelt seit dem Jahr 2000 einfach den Monat und das Herstellungsjahr in unkodierter Form auf die Unterseite der Kiste. Freilich sollte man die zwölf Monate in spanischer Sprache lesen können.

Und wie alt sind nun meine zwei Kisten? Aus welchem Jahrgang durchflutet ein unvergleichliches Aroma unser Pappelzimmer und läßt alle meine Freunde, ....ääh Pappelbrüder daran teilhaben?
Also: die "Flor de Cano" sind vom März 1999, aus der Fabrica Artemisa. Die "H. Upmann" wurden im September 1998 in der Fabrica Jose Marti gerollt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen